Ostersonntag, 12.04.

Er ist auferstanden!

Er ist wahrhaftig auferstanden!

Sonnenaufgang über Jerusalem, Mai 2016

Die Auferstehung (Mk 16,1-7)

Als der Sabbat vorbei war, kauften Maria aus Magdala, Maria, die Mutter von Jakobus, und Salome duftende Öle.

Sie wollten die Totensalbung vornehmen.

Ganz früh am ersten Wochentag kamen sie zum Grab.

Die Sonne ging gerade auf.

Unterwegs fragten sie sich: »Wer kann uns den Stein vom Grabeingang wegrollen?«

Doch als sie zum Grab aufblickten, sahen sie, dass der große, schwere Stein schon weggerollt war.

Sie gingen in die Grabkammer hinein.

Dort sahen sie einen jungen Mann auf der rechten Seite sitzen, der ein weißes Gewand trug.

Die Frauen erschraken sehr.

Aber er sagte zu ihnen: »Ihr braucht nicht zu erschrecken. Ihr sucht Jesus aus Nazaret, der gekreuzigt worden ist.

Gott hat ihn vom Tod auferweckt, er ist nicht hier.

Seht, da ist die Stelle, wo sie ihn hingelegt hatten.

Macht euch auf!

Sagt es seinen Jüngern und besonders Petrus: Jesus geht euch nach Galiläa voraus.

Dort werdet ihr ihn sehen, wie er es euch gesagt hat.«

TC_Perch auf Pixabay

Maria schweigt.

Da war zu viel Gerede in den letzten Tagen, in Jerusalem. Gerüchte. Vermutungen. Fragen.  

Worte, die sie nicht hören will.

Worte, die nicht stimmig sind – die gar nicht beschreiben können, was sie gehört und erlebt hat. Was sie alle gesehen haben und doch nicht glauben mochten: der Abschied von Jesus. Das Kreuz. Die vielen Menschen und die aufgebrachten Rufe. Fassungslos die einen, hämisch lachend die anderen. Schließlich die Schreie und Schmerzenslaute, dort draußen auf Golgatha.  

Warum? Und was nun?

Worte, Fragen und Geräusche, das alles klingt noch nach in ihrem Kopf. Quält sie. Macht sie unruhig.

Maria schweigt.

Einatmen. Ausatmen. Und dann zieht es sie zurück zur Felshöhle. Dorthin, wo sie ihn begraben haben: Jesus.

Seinen Körper, eingehüllt in ein Tuch.

 Jesus, ihr Lehrer und Freund. Damals, als sie so unendlich krank war, da hatte er sie gerettet. Die Begegnung mit Jesus hat sie geheilt. Hatte sie befreit von den Dämonen der Angst.

Maria weint.

Still laufen ihre Tränen ihre Wangen herunter und sie lässt es geschehen. Warum denn auch nicht? Jesus ist tot.

Doch das Grab an dem sie um ihn trauert – das ist leer.

Maria verzweifelt.

Am frühen Morgen waren sie losgezogen, sie und die Freundinnen.  Mit duftenden Ölen wollten sie ihn salben. Eine letzte Wohltat für seinen geschundenen Körper.

Und jetzt: Zittern und Entsetzen. Jesus ist… Er ist nicht hier.

Maria weint.

Sie schmeckt das Salz ihrer Tränen und legt die Hand auf ihre Brust. Ihr Herz ist so schwer, und doch – da verändert sich was. Aber noch immer hat sie keine Worte.

Er ist nicht hier? Was soll das denn heißen?

Maria schluckt.

 Die Tränen fließen immer noch. Vielleicht tut das Weinen ganz gut. Maria denkt, ein bisschen fließt jetzt auch das Dunkle, fließt mein Schmerz und die Trauer dahin.   

Jesus ist tot. Aber irgendetwas ist passiert an diesem neuen Tag!

Maria beugt sich noch mal tief hinunter, schaut in die Grabkammer hinein. Sie will es sehen und verstehen, und darum muss sie einfach nochmal näher ran.

Und dann sieht sie: die Engel.

Zwei Gestalten im weißen Gewand. Der eine steht am Kopf-, der andere am Fußende des Grabes. Das glaubt mir doch kein Mensch, durchzuckt es sie.

„Was weinst du, Frau?“ So fragen die Engel. Und Maria räuspert sich und spricht es irgendwie aus: Das Unbegreifliche. Das, was ihr auf der Seele liegt.

„Den Kyrios“, sagt sie. „Mein Herr! Jesus, dem wir alle gefolgt sind. Sie haben ihn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.“

Und kaum hat sie es gesagt, schaut sie noch mal genauer hin und sieht: Da steht noch jemand. Und wieder wird sie gefragt: „Was weinst du? Wen suchst du denn?“

Da geht ein Ruck durch Maria. Sie bemüht sich um Haltung, um Klarheit. Maria überlegt: dann wird das wohl der Gärtner sein.

Maria ist mutig und fragt den Unbekannten: „Hast du ihn etwa weggetragen? Wo hast du ihn hingebracht? Wo kann ich ihn finden?“

Der Fremde sieht Maria an. Mit ganz viel Liebe im Blick. In seinen Augen blitzt etwas auf. Er lächelt. Und dann sagt er ihren Namen: „Maria!“

Ihr Herz hüpft aus dem Takt. Maria reibt sich die Augen. Mit ihren Händen wischt sie die Nässe fort. Sie blinzelt und fängt an zu erkennen. Blinzelt nochmal und ist plötzlich sicher: das ist er!

„Rabbuni! Mein Lehrer, mein Meister, mein Herr!“ Maria streckt ihre Hand aus. Begreifen möchte sie das! Und ihn berühren natürlich auch. Die Wärme seiner Finger spüren, so tröstlich und gut. So wie damals, als er mit seiner Nähe ihre Dämonen vertrieben hat. „Rabbuni! Gib mir die Hand, damit ich fassen kann, was hier gerade geschieht!“

Doch Jesus zieht sich zurück. „Rühr mich nicht an.“

„Warum bist du so?“, denkt Maria.

Doch schon im nächsten Moment hat sie verstanden: ich kann ihn nicht halten. Er ist zwar hier, aber er ist nicht mehr da. Das, was geschehen ist, wird nicht mehr rückgängig gemacht. Von Karfreitag bis zu diesem Ostermorgen, da ist etwas passiert.

„Halt mich nicht fest, Maria. Ich bin doch auf dem Weg“, sagt der Auferstandene im leeren Grab. „Ich gehe nun weiter zu meinem Vater. Ich kehre zurück. Dorthin, wo ich herkam. Ich fahre auf in den Himmel, zu unserem Vater, zu Gott.“

Maria staunt.

Ein tiefes Seufzen kommt aus ihrer Brust. Maria hat ausgeweint. Sie sieht allmählich wieder klarer.

Jesus ist da, und doch nicht mehr hier. Jetzt löst sich auch der Kloß in ihrem Hals.

Ja. Es ist so, wie er es gesagt hat. Er ist auf dem Weg. Er kehrt zurück zu seinem Vater.

Und wie in einem Puzzle fügt sich nun ein Teil zum andern. Jesus ist gestorben, aber seinen Weg mit uns setzt er fort, denkt Maria.

Maria staunt. Maria rennt. „Ich gehe los und werde es den Anderen sagen.“

Nach all dem Schrecken ist da plötzlich wieder Hoffnung. Leichtigkeit. Ein Stein ist ihr vom Herzen gefallen. Freude macht sich breit in ihrer Brust. Wo eben noch Dunkel und Schmerz war ist plötzlich Licht und leises Singen.

Maria tanzt.

Mit großen Schritten läuft sie auf die Anderen zu und ruft: „Ich hab‘ ihn gesehen!“

Die Männer sehen sie mit großen Augen an.   

„Petrus, Johannes und Thomas! Hört zu! Lasst euch erzählen, was ich da gerade erlebt habe!“

Jesus war tot, doch sein Weg, der geht weiter. Der Tod ist besiegt. Das Leben ist stärker. Maria erzählt es den Jüngern in allen Details. Von der Begegnung mit den Engeln und der Begegnung mit Jesus. Auferweckt von den Toten.

„Maria, woran hast du ihn erkannt?“

„Er hat meinen Namen gesagt. Und das war ganz so wie immer. Auch wenn er nicht mehr hier ist, er bleibt unter uns. Das, was wir zusammen erlebt haben, es ist nicht vorbei. Der Tod hat seine Macht verloren. Jesus ist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er bleibt bei uns.“

Maria lacht.

Sie singt und sie springt. Die richtigen Worte zu finden, das fällt ihr immer noch etwas schwer. Der Sieg des Lebens über den Tod. Auferstehung und Hoffnung und helles Licht an diesem Morgen. Und tief im Herzen die Gewissheit: er ist nicht fort. Er ist bei uns. Alle Tage, bis ans Ende der Welt.

Maria lacht aus tiefstem Herzen.

Ostergebet

Auferstehung heißt Umkehren – aus dem Tod ins Leben.

Aus unserer Traurigkeit in die Heiterkeit.

Aus unserer Lähmung in die Beweglichkeit.

Aus unserer Trägheit in die Lebendigkeit.

Aus unseren Ängsten in die Gelassenheit.

Aus unserer Einsamkeit in die Geborgenheit.

Aus unserem Dunkel ins Licht.

Aus unseren Zweifeln in unseren Glauben.

Danke, Gott, dass du für uns umgekehrt bist – so dass wir umkehren können. Zu dir.

Amen.

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